Ich habe den Begriff „Menschenrechts-Muskel“ das erste Mal bei Düzen Tekkal gelesen.
Sie beschreibt damit eine Fähigkeit, die wir als Gesellschaft dringend trainieren müssen: den Muskel, der uns hilft, menschlich zu bleiben, auch wenn die Welt laut wird, Meinungen verhärten und Menschen sich in Lager aufspalten.
Ihre Worte haben mich tief berührt. Denn was sie für den gesellschaftlichen Diskurs beschreibt, gilt auch im Inneren:
Wir alle brauchen diesen Muskel – als Basis für Würde, Mitgefühl und innere Handlungsfähigkeit.
Wenn Hilflosigkeit lähmt
Viele spüren gerade eine wachsende Ohnmacht. Die Nachrichten, die Polarisierung, die politische Lage – all das kann lähmen.
Wir ziehen uns zurück, fühlen uns machtlos, verlieren die Hoffnung, dass unser Handeln noch etwas bewirken kann.
Aber genau hier beginnt das Training. Nicht im Außen, sondern in uns. Denn Menschenrechte leben nicht von Debatten, sondern von Bewusstsein. Von der Fähigkeit, den Menschen im Gegenüber zu sehen – und auch in uns selbst.
Was es braucht, um den Menschenrechts-Muskel zu trainieren
In meinem Mentalen Fitnessstudio sprechen wir oft davon, dass mentale Stärke trainierbar ist – so wie körperliche Muskeln.
Jeder Muskel steht für eine innere Fähigkeit, die uns unterstützt, bewusst, empathisch und handlungsfähig zu bleiben.
Wenn wir den Menschenrechts-Muskel aktivieren, arbeiten gleich mehrere dieser inneren Kräfte zusammen:
- Eigenverantwortungs-Muskel
Er erinnert uns daran, dass Menschlichkeit immer bei uns selbst beginnt – in Gedanken, Worten und Entscheidungen.
Wir sind mitverantwortlich für das Klima, das wir in Gesprächen, Beziehungen und Gesellschaft schaffen. - Dankbarkeits-Muskel
Er hilft uns, das Gute zu sehen – auch in schwierigen Zeiten.
Dankbarkeit öffnet das Herz und schützt davor, zynisch zu werden. - Reichtums-Muskel
Er stärkt das Bewusstsein für unseren inneren Reichtum.
Wer sich selbst als wertvoll erlebt, muss andere nicht abwerten, um sich groß zu fühlen. - Liebes-Muskel
Er bringt uns zurück in Verbindung – mit uns selbst und anderen.
Denn ohne Liebe zur Menschlichkeit verlieren Worte ihre Kraft. - Gutes-Gewissen-Muskel
Er bildet die Brücke zwischen innerem Frieden und äußerer Haltung.
Wenn wir im Frieden mit uns selbst sind, handeln wir klarer, ehrlicher und mit einem Gewissen, das nicht abgrenzt, sondern verbindet.
Diese mentalen Muskeln bilden gemeinsam das Fundament für das, was Düzen Tekkal „die stille Mitte“ nennt – Menschen, die zuhören, differenzieren, Brücken bauen, ohne sich selbst zu verlieren.
Menschenrechte im Alltag leben
Menschenrechte beginnen dort, wo wir hinschauen, statt wegzusehen.
Wo wir urteilsfrei zuhören.
Wo wir uns trauen, Unsicherheit auszuhalten, statt vorschnell zu verurteilen.
Sie beginnen, wenn du dir selbst mit Respekt begegnest, auch in den Momenten, in denen du glaubst, nicht genug zu sein.
Wenn du anderen Raum gibst, anders zu sein – und dennoch verbunden bleibst.
Wenn du Verantwortung für deinen Ton, deine Haltung und deine Wirkung übernimmst.
Das ist kein politisches Statement.
Es ist gelebte Menschlichkeit.
Und sie wirkt – im Kleinen wie im Großen.
Von Hilflosigkeit zu Handlung
Die große Veränderung beginnt selten in großen Räumen.
Sie beginnt im Stillen – in den alltäglichen Momenten, in denen wir wählen, welcher Mensch wir sein wollen.
Du kannst dich heute entscheiden:
Für Mitgefühl statt Zynismus.
Für Klarheit statt Urteil.
Für Verbindung statt Abgrenzung.
Jedes Mal, wenn du so handelst, trainierst du deinen Menschenrechts-Muskel – und stärkst das, was unsere Welt gerade am dringendsten braucht: Menschlichkeit in Bewegung.
Mini-Challenge für diesen Monat: Trainiere deinen Gutes-Gewissen-Muskel
Nimm dir in den kommenden Tagen jeden Abend drei Minuten Zeit und beantworte still eine Frage:
Was habe ich heute getan, das meinem Gewissen Frieden schenkt?
Vielleicht war es ein ehrliches Gespräch.
Ein Moment des Zuhörens.
Ein bewusstes „Nein“.
Oder einfach die Entscheidung, dich selbst nicht zu verurteilen.
Diese kleinen Übungen stärken nicht nur dein Gewissen, sondern auch dein Vertrauen in dich – und in die Welt.
Was bleibt
Am Ende geht es nicht darum, perfekt zu sein. Sondern darum, bewusst zu bleiben.
In einer Zeit, die uns verführt, abzustumpfen.
Denn jedes Mal, wenn du dich für Menschlichkeit entscheidest, verändert sich etwas – in dir,
und in der Welt um dich herum.
Wenn wir wir selbst sein dürfen, können wir es auch anderen zugestehen.
Fülle in uns erlaubt Großzügigkeit im Außen.
Sicherheit und Frieden in und mit uns schenken Offenheit und Toleranz im Außen.
Vielleicht ist das die stillste, und zugleich stärkste Revolution, die du beginnen kannst.
Deine Manuela
